Mittwoch, den 17. Oktober 2007

Reaktionen von Kollegen und aus der Industrie

Lieber Besucher der 6mpixel Seite,

unsere Aktion zur “Pixelgröße” hat, wie wir erwartet hatten, überwiegend positive Reaktionen hervorgebracht, aber natürlich auch einige negative.

Die Kollegen von der Presse und die Besucher der Seite kennen die Probleme der Pixelgröße oder haben sich von den Ausführungen überzeugen lassen. Auch die Entwickler vieler Hersteller, die uns regelmäßig besuchen, stimmen den gemachten Ausführungen zu und begründen die gestiegene Pixelzahl der neueren Kameragenerationen mit Marketinganforderungen.

Für das Marketing war und ist es natürlich ein recht einfaches Vorgehen Kameras mit mehr Pixeln zu kreieren, weil die Kunden diese Kameras eher kaufen… (Ausführungen siehe hier). Diesen Trend umzudrehen, erfordert enorme Anstrengungen.

Von der Seite der deutschen Vertriebsniederlassungen kam dann auch die deutlichste Kritik bis hin zum Vorwurf, dass wir zum Boykott bestimmter Produkte aufrufen würden, was vermutlich mit unseren Beispielkameras zu tun hat. Ich habe deshalb auf unseren Seiten noch einmal deutlich angemerkt, dass es sich bei den gewählten Kameras um zufällig ausgewählte Vergleichsgeräte handelt, die aber halbwegs repräsentativ sind. Wir rufen nicht zum Boykott auf, sondern möchten die Anwender lediglich auf die Qualität digitaler Kameras aufmerksam machen und darauf, dass viele Pixel nichts mit guter Bildqualität zu tun haben.

Ein weiter Vorwurf lautete, dass die 6 Megapixel ja wieder nur auf die Pixelanzahl zielen würden und man das Problem nicht nur darauf reduzieren solle.
Mein Kommentar: Sag ich doch! Die Website mit den Ausführungen zu Empfindlichkeit, Auflösung, Beugung, Abbildungsfehler soll genau dieses tun. Sie soll zeigen, wie komplex das System “Digitalkamera” ist und welche Probleme es bereitet, wenn sich alles wie bisher um die Pixelanzahl dreht.
Das wir zum Wachrütteln der Anwender und der Industrie mit etwas kräftigen Parolen wie: “Je mehr Pixel desto schlechter das Bild” greifen mussten, versteht vermutlich jeder.
Mir ist es aber wichtig, dass die Botschaft ankommt: “Pixelzahl ist nicht gleich Qualität.”

Ich weiß, dass es ein anstrengender Akt wird das “Pixelruder” zu drehen. Der erste Schritt des Wachrüttelns ist getan und der nächste sollte von der Fachpresse und den Anwendern in Form eines Schreis nach Bildqualität kommen. Die Industrie hat den ersten kleinen Schritt auch bereits getan und so wird es Mitte Dezember zu einem ersten Treffen in großer Runde mit dem Photoindustrieverband kommen.

Dafür, dass wir an dieser Stelle keine Kameratests veröffentlichen oder Empfehlungen aussprechen, bitte ich um Verständnis. Sie können aber in jeder der großen Fotofachzeitschriften in Deutschland solche Empfehlungen finden und fast alle verwenden im Hintergund geeignete Testverfahren für die Bestimmung der Bildqualität.
Die Zeischriften haben mein Verständnis, dass auch sie die Kameras gerne in Megapixelklassen einteilen (weil es so schön einfach ist). Aber liebe Kollegen, es ist an der Zeit das zu ändern…

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele gute Bilder, die helfen, wundervolle Erlebnisse in bleibender Erinnerung zu behalten.

Dietmar Wüller


7 Einträge zu “Reaktionen von Kollegen und aus der Industrie”

  1. deliveryman

    Ich bin überzeugter Physiker und Hobbyphotograph - hier meine Meinung:

    Was hilft es uns (dem Konsumenten!), wenn die Industrie dem Marketing und dem “vermeintlichen” technisch Möglichen hinterher läuft?

    Als Physiker bin ich IMMER der Meinung, man sollte den Konsumenten nicht belügen. Indirekt tut die (Konsumer-) Industrie dies aber seit Jahren - mit Erfolg (leider).

    Ich beobachte Menschen um mich herum, die sich 8Mpx+ (= 3µm einhält!
    Man (der Laie) könnte ja glauben, dass bei soviel Technik alles möglich ist…
    …damit kann man Laien, aber nicht Physiker täuschen!
    Die Grenzen der Physik sind feste Werte, die sich durch kein Mass des Marketing verwaschen lassen!

    Der Hersteller ist gefragt; nicht kleinere CCD-Struckturen aufgrund besserer Technik zu erzeugen, bzw. auszuschöpfen, sondern, wenn überhaubt, größere CCDs (zu Gunsten einer MÖGLICHEN physikalischen Auflösung), eine bessere Menüführung und eine bessere Habtik zu erzeugen und zu vermarkten!

    Alles andere kann man getrost als groben Unfug bezeichnen und ist in meinen Augen nichts weiter als Industrieschrott oder der Versuch Zwischenerzeugnisse als fertiges Produkt zu verkaufen.

    Versprechen:
    Der Hersteller, der seinem Konsumenten gegenüber ehrlich ist (hier werden sich Wissende äussern!), wird ihn auch als solches (mir großer Sicherheit) bis zu seinem Ableben behalten.

    Daher ein Ende mir der unsäglichen Augenwischerei!

  2. rentier22

    Zugegeben: Nicht alle müssen/wollen fotografieren wie ich. Aber wenn man Konzertfotografie machen will (muss?), braucht man Lichtstärke und hohe ISO-Zahlen. Derzeit gibt es nur 2 Möglichkeiten: mit einer (D)SLR & lichtstarker Optik in die Hauptproben zu gehen oder im Live-Konzert die Fortissimo-Passagen abwarten, um ein Foto schießen zu können, ohne dass Verschlussgeräusch und Spiegelschlag die Leute aufregt. Eine Bridge mit brauchbarer Optik und mit gerade hinreichender Auflösung … danach sehne ich mich seit Jahren…. 6 MPix, Blende 2.8 und ISO 3200!!!

  3. mkrabs

    Hamburg 20.10.2022 Das Bildportal Zoonar hat die Mindestanforderungen für Bildeinspeisungen von 8 auf 6 Megapixel gesenkt. Grund hierfür waren zahlreiche Mails von Fotografen, die uns unter anderem auch auf diese Seite geführt haben. Wir haben die Argumente gelesen und sie haben uns überzeugt, so dass wir unsere Politik bei Bildeinspeisungen kürzlich geändert haben.

    Grund für den 8MP-Standard war sowieso nicht die Erwartung einer besseren Bildqualität, sondern vielmehr der Anspruch immer mind. A4 bei 300 DPI anbieten zu können. Daher empfehlen wir Fotografen mit einer 6 Megapixelkamera eine leichte Interpolation der Daten auf rund 8 Megapixel um sich einen größeren Kundenkreis zu erschließen.

    Wir haben festgestellt, dass die Datenqualität bei einer leichten Bildvergrößerung von maximal 30-40% nicht sichtbar leidet, sofern diese fachgerecht, zum Beispiel mit dem Photoshop, durchgeführt wird. Teilweise sind interpolierte Fotos einer 6 MP-Kamera sogar qualitativ noch immer besser (was das Rauschen, Farbigkeit, Schärfe und Artefakte angeht) als Aufnahmen einer 8 oder 10 MP-Kamera. Das kann man natürlich nicht verallgemeinern, denn es gibt noch immer den kuriosen Effekt, dass Bilder einer identischen Kamera qualitativ von “sehr gut” bis “katastrophal” ausfallen können, je nachdem welche Bearbeitungsschritte (z.B. RAW oder JPG) und Objektivzubehörteile (z.B. Filter) verwendet wurden.

    Michael Krabs
    Geschäftsführer Zoonar GmbH

  4. Shadow_HH

    Endlich wird mal Tacheles geredet und diese ganze Marketingstrategie als die Augenwischerei bezeichnet, die sie ist. Meine frühere Minolta Dimage A1 lieferte mit ihren 5 Megapixeln auf dem 2/3″-Sensor sehr anständige Bilder. Nicht mit meiner 30D zu vergleichen, aber doch sehr ordentlich. Rauschen, CAs und matschige Bilder bei den aktuellen Kompakten grenzen ja schon an Körperverletzung.

  5. Peter

    Ich benutze seit etwa 1 1/ Jahren privat eine Sony R1. Lange Zeit hab ich mit der höchsten Einstellung (10,3 Mega Pixel) fotografiert. War mit meinen Ergebnissen sehr unzufrieden.Nach der Umstellung auf 7 Megapixel sieht es ganz anders aus und das fotografieren macht wieder Spaß. Peter

  6. Hagitte

    Hallo Dietmar,

    ich nutze auf Schulungen und Vorträgen als Einstieg immer gerne eine Epson-Print im Format 40×60 cm und frage die Teilnehmer, wie viele Bildpunkte die Kamera hat, mit der die die Aufnahme gemacht wurde. Die Antworten liegen dann immer so bei 6-8 MP, teil noch darüber. Tatsächlich zeige ich ein Ausdruck, dessen Datei mit einer Canon Powershot gemacht wurde, die 3 MP hat.
    Ich freue mich über deine Aktion, glaube aber nicht, dass die Industrie sich eine selbstauferlegte Pixelbeschränkung setzen wird.
    Und als Verkäufer von Digitaler Fototechnik freue ich mich natürlich auch über neue Modelle, die Kaufwünsche wecken. :-)

    LJ Jörg Hagitte, PROBIS MEDIA SOLUTIONS

  7. panjasan

    Man versucht es uns ja mit Gewalt einzubläuen: viel hilft viel ! Und außerdem muss die Welt ja einfach bleiben …

    Der gleiche Datenblattmissbrauch (Specmanship) wie auf der Aufnahmeseite (Kamera) besteht auf der Anzeigenseite, wo der Kunde mit hysterischen Zahlenwerten (z.B. Kontrast 10.000:1, Schaltzeiten 2ms, etc.) betäubt wird. Was sagt uns aber ein Kontrast, der im Dunkelraum gemessen wurde, über die Verwendbarkeit in nicht-dunkler Umgebung ?

    Sehr lobenswert, dass sich Image Engineering auf diese Weise eine Stimme verschafft.

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